Das Verhältnis geflüchteter Frauen zur Öffentlichkeit und zur Presse in ihren Zufluchtsländern trägt unklare Züge. Sicher ist eigentlich nur, dass die betroffenen Frauen mit dem von ihnen gezeichneten Bild unzufrieden sind, und zugleich scheint es recht schwer zu sein, die Art und Weise zu verändern, wie sie dargestellt werden. Das mag zum einen daran liegen, dass die Medien hier in Deutschland und anderswo andere Prioritäten haben, zum anderen aber gibt es ein scheinbar starres Framing, in das die betroffenen Frauen sich zu fügen haben, ob sie sich darin widererkennen oder nicht.

Aber könnten geflüchtete Frauen nicht auch selbst ein Framing schaffen, das ihnen gerecht wird? Wie wäre es, wenn sie sich selbst ein eigenes Image aufbauten?

Wir geflüchteten Frauen diskutieren seit Jahren über kulturell geartete Empfindlichkeiten, die sich zwischen uns und der Aufnahmegesellschaft (beispielsweise der deutschen) auftun und beklagen dabei, die Deutschen wüssten zu wenig über uns, unsere Kultur, unsere Gewohnheiten und unsere Hintergründe. Wir sind wütend über uns entgegengebrachte Geringschätzung und versinken in Bedrückung darüber, dass wir es mit einer Gesellschaft, einer Kultur, einer Arbeitswelt und einer Behördenstruktur zu tun haben, die jeweils ganz anders ist als alles, was wir aus unserer Heimat Syrien kannten. Auch unser Familienleben hat sich hier so verändert, dass es uns hilflos macht. Unser Verhältnis zu unseren Ehepartnern, unseren Kindern und Verwandten hat sich gewandelt. Dazu kommen noch Rassismus und Diskriminierung, die wir im Arbeitsumfeld, in Bildungsstätten, im Nahverkehr usw. erleben. Aber es reicht nicht, auf Rassismuserfahrungen zu verweisen. Wenn wir Fairness einfordern, müssen wir selbst aktiv werden und uns so darstellen, wie es uns und unserer Kultur zusteht.      

Mehrere Ebenen in uns geflüchteten Frauen verlangen nach Ausdruck, als Mütter oder Kinderlose, als Arbeitende oder Arbeitslose, als Integrierte oder Nichtintegrierte, als in Deutschland Glückliche oder nicht Glückliche – und ich meine „Glück“ hier als Teil unserer jeweiligen Identität. Eine Identität, die von Umständen beeinflusst wird, die wir nicht selbst bestimmen, sondern die entweder gegeben oder nicht gegeben sind.

Unsere weiblichen Identitäten umfassen natürlich noch mehr. Entscheidend ist, dass wir dies sichtbar machen, es transparent und ehrlich zum Ausdruck bringen und davon ausgehend die Herausforderungen und Chancen benennen, die sich uns in unserer neuen Heimat, wenn wir sie so nennen dürfen, darbieten.

Für uns, die wir aus Gesellschaften des Schweigens und der Schamhaftigkeit kommen (beides gilt dort auch als guter Wesenszug von Frauen, und man bringt uns bei, danach zu leben), ist es durchaus ungewöhnlich beziehungsweiseheikel, unseren weiblichen Identitäten Ausdruck zu verleihen. Was aber hindert uns daran, hier, wo wir theoretisch vom gesellschaftlichen Druck unserer Heimat befreit sind und nicht mehr wie selbstverständlich jedes Details unseres Lebens beobachtet wird? (In Syrien war es das Recht aller, vom nächsten Angehörigen bis zum Nachbar im letzten Haus des Stadtviertels, sich in das Leben einer Frau einzumischen.)

Aber so traurig es ist, wir ziehen es meist auch hier noch vor zu schweigen. Wir möchten nicht, dass unser echter Name – die erste unserer Identitäten – unter dem von uns Geschriebenen steht. Wir möchten keinesfalls Familiengeheimnisse nach außen tragen. Also schreiben die meisten Frauen, die von ihren Konflikten als Ehepartnerinnen oder Mütter berichten, lieber unter Aliasnamen. Oft erreichten mich auch Bitten von Autorinnen, die beispielsweise über autoritäre Ehemänner geschrieben haben, ich möge doch bitte ihre Texte nachträglich abändern, mit dem Hinweis: „Mein Mann ist ein guter Mensch!“ Diese Priorisierung anderer, die syrischen Frauen aufgezwungen wird, ist eine große und grundlegende Last, und wenn sie dagegen anzugehen versuchen, wird ihnen auch noch nachgesagt, sie seien nur nach Europa gekommen, um sich scheiden zu lassen!

Dennoch bleibt das Schreiben, wenn auch nicht immer unter echtem Namen, für uns eine Möglichkeit, uns darzustellen, um Dinge zu verarbeiten, die uns beschäftigen, oder sie zumindest einmal vor uns selbst zu benennen, wenn wir sie schon mit sonst niemandem teilen. Darüber zu schreiben ermöglicht uns, die Dinge besser zu verstehen, und es kann uns Mut machen, sie zu analysieren. Und schließlich können wir das Bild korrigieren, das andere von uns haben, indem wir uns so präsentieren, wie wir möchten und wie es uns angemessen erscheint.

Geflüchtete Frauen können die Grundlage für ein neues Wissen werden, das wir selbst schaffen müssen: Ein gesellschaftliches, kulturelles und zivilisatorisches Wissen, das nach und nach die Art verändert, wie auf uns geblickt wird. Wir können damit auf Seiten der Aufnahmegesellschaft ein Gegenwissen und einen Gegendiskurs herstellen, der uns besser gerecht wird. So eröffnet sich ein Raum für einen kulturellen Dialog über Identität auf Augenhöhe, der den menschlichen Wert jeder Einzelnen von uns achtet.

Aus dem Arabischen von Günther Orth

The relationship of refugee women to the public and the press in their countries of refuge bears unclear features. The only thing that is really certain is that the women concerned are dissatisfied with the image painted of them, and at the same time it seems to be quite difficult to change the way they are portrayed. On the one hand, this may be due to the fact that the media here in Germany and elsewhere have other priorities, but on the other hand, there is a seemingly rigid framing into which the affected women have to fit, whether they recognize themselves in it or not.

But couldn’t refugee women themselves create a framing that does justice to them? How would it be if they built their own image?  As refugee women we have been discussing cultural sensitivities that arise between us and the host society (for example, the German one) for years, complaining that the Germans know too little about us, our culture, our habits, and our backgrounds. We are angry about the contempt shown to us and sink into depression about the fact that we are dealing with a society, a culture, a world of work and a structure of authorities that is completely different from everything we knew from our home country Syria. Our family life here has also changed in a way that makes us feel helpless. Our relationship with our spouses, our children and relatives has changed. On top of that, there is racism and discrimination that we experience in the work environment, in educational institutions, in mass transit, etc. But it is not enough to point to experiences of racism. If we demand fairness, we must take action ourselves and present ourselves as we and our culture deserve.

Being refugee, we want to express ourselves on different levels, as mothers or childless, working or unemployed, integrated or not integrated, happy or not happy in Germany – and I mean „happiness“ here as part of our respective identities. An identity that is influenced by circumstances that we do not determine ourselves, but that are either given or not given. Our female identities, of course, encompass even more. It is crucial that we make ourselves visible, express ourselves clearly and honestly and name the challenges and opportunities that we aare facing in our new home – if we may call it that.

For us, who come from societies of silence and shame (both of which are also considered good traits for women, and we are taught to live by them), it is quite unusual or rather awkward to express our female identities. But what prevents us from doing so here, where we are theoretically freed from the social pressures of our homeland and every detail of our lives is no longer observed as a matter of course? (In Syria, it was the right of everyone, from the next of kin to the neighbor in the last house in the neighborhood, to interfere in a woman’s life).

But sad as it is, we usually still prefer to remain silent even here. We don’t want our real name – the first of our identities – to be under what we write. We certainly don’t want family secrets out in the open. So most women who write about their conflicts as spouses or mothers prefer to write under aliases. I also often received requests from women authors who wrote about authoritarian husbands, for example, to please amend their texts afterwards, saying, „My husband is a good man!“ This prioritization of others imposed on Syrian women is a great and fundamental burden, and when they try to fight it, they are also told that they only came to Europe to get divorced!

Nevertheless, writing, even if not always under a real name, remains a way for us to present ourselves, to process things that concern us, or at least to name them once in front of ourselves, if we already do not share them with anyone else. Writing about it allows us to understand things better, and it can give us courage to analyze them. And finally, we can correct the image others have of us by presenting ourselves as we would like and as seems appropriate.

Refugee women can become the basis for a new knowledge that we ourselves must create: A social, cultural and civilizational knowledge that gradually changes the way we are looked at. We can thus create a counter-knowledge and a counter-discourse on the part of the host society that does us better justice. This opens up a space for a cultural dialogue about identity at eye level that respects the human value of each of us.

Yasmin Merei
ياسمين نايف مرعي

 

تبدو علاقة النساء اللاجئات بالإعلام والصحافة في المنافي إشكالية وغير اضحة الملامح، إلا من جانب عدم الرضا شبه العام عن صورتهن فيه، ويبدو التغيير في طريقة تناول الإعلام لقضايا النساء اللاجئات أمراً متعسراً، في ظل أولويات المؤسسات الإعلامية الألمانية وغير الألمانية، والأطر التي باتت شبه ثابتة، التي يبدو أنه على النساء التموضع فيها، سواء واءمتهن تلك الأطر أم لم تفعل.

 

حسناً ماذا عن صناعة النساء اللاجئات لأطرهن الخاصة؟ ماذا لو رسمن صورتهن بأنفسهن؟

نناقش كلاجئات منذ سنوات الحساسية الثقافية بيننا وبين المجتمع المضيف (الألماني مثالاً)، ونشير في نقاشاتنا إلى قلة معرفة الألمان بنا، بثقافتنا وعاداتنا وخلفياتنا، نغضب من سوء التقدير أو قلته، نحزن أو ندخل في مزاج كئيب ومرهق لأننا أمام مجتمع وثقافة وفرص عمل وبنية إدارية مختلفة تماماً عما عرفناه في سوريا بلدنا الأم. نقف حائرات أحياناً أمام التحولات التي طالت حيواتنا على مستوى أسرنا، علاقتنا بشركائنا، أبنائنا وذواتنا من مواقعنا كنساء، ونختصر أكثر هذا الوجع بأننا نواجه عنصرية وتمييزاً، وبالطبع نحن نواجههما في بعض المواقع، لكن هناك بعض المهام التي لا يمكن لأحد سوانا أن يقوم بها لإنصافنا.

 

هناك مستويات عدة في هوياتنا تحتاج للتعبير عنها اليوم، نحن نساء، لاجئات، أمهات/ غير أمهات، علاملات/ غير عاملات، مندمجات/ غير مندمجات، سعيدات في ألمانيا/ غير سعيدات، وأتحدث هنا عن السعادة كجزء من تكوين هوياتنا التي بات الجزء الأكير منها متأثراً (موجوداً أو مغيباً) بفعل الظروف القسرية في أغلبها أو على الأقل الظروف التي لا نملك القرار حولها.

 

هناك مستويات أخرى لهوياتنا النسائية، المهم حولها هو تصديرها، التعبير عنتها بشفافية وتصالح، والانطلاق منها لتسمية التحديات والفرص التي تقف أمامنا في مواطننا الجديدة إن صح هذا الوصف.

 

تبدو فكرة التعبير عن هوياتنا النسائية غريبة أو صعبة ربما، أو محرجة، نحن آتيات من مجتمعات التكتم والخجل هما صفتان مميِّزتان على المرأة الجيدة فيها، امتيازان خُلُقيان أو قيمتان يعودنا المجتمع على تمثلهما والعيش وفقهما. لكن ما الذي يمنعنا هنا، في وسط نستطيع نظرياً التحلل فيه من عبء السطوة الاجتماعية، من عبء العين الرقيبة على كل تفصيل في حياتنا (من باب حق المحيط علينا)، هذا الحق الذي يتيح لأقرب فرد في الأسرة وأبعد جار في الحي أن يتدخل في حياة أي امرأة (أتحدث عن سوريا).

 

يحزنني أننا لأسباب كثيرة ما زلنا نفضل عدم الكلام، نخشى إن كتبنا أن نعرّف بأسمائنا الحقيقية التي هي هويتنا الأولى، هذه الأسباب تبدأ بالحرص على أسرار البيت/ الأسرة، فتفضل النساء اللواتي يكتبن عن صراعاتهن كزوجات وأمهات أن يتكتمن على أسمائهن؛ حدث أكثر من مرة أن كتبت لي بعض النساء ممن يحكين عن سلطة الشركاء رسائل يطلبن مني فيها تعديل النصوص قائلات: “… لكن زوجي رجل طيب! هذه الغيرية التي تعيشها النساء والتي هي إحدى مقومات الهوية المرهقة للمرأة السورية هي تحد بالغ وأصيل في شخصية الكثيرات، فإذا ما حاولن مواجهته، وصفن بمن انتظرن الوصول إلى أوروبا ليطلبن الطلاق، وهذا أكبر الظلم.

 

مع ذلك، تبقى الكتابة وإن كانت متكتمة فرصة لتقديم ذواتنا، لمواجهة حقائق كثيرة تعتمل في داخل كل منا، لتسميته في الحد الأدنى أمام الذات، حتى وإن لم نتشاركها مع أحد، لكن الكتابة عنها تتيح أن نفهمها بشكل دقيق، أن نتجرأ على تحليلها، ثم أن نصحح استناداً على ذلك صورتنا في عيون الآخر، ونقدم ذواتنا كما نرغب، أو كما نرى أنه يليق بنا.

 

هذا الطيف من النساء اللاجئات هو مكون لمعرفة جديدة علينا نحن أن ننتجها، معرفة اجتماعية، ثقافية وحضارية، ستغير بتراكمها طريقة النظر إلينا، وستتيح لنا أن نحفز على إنتاج معرفة مقابلة أو منتج إعلامي مقابل من المجتمع المضيف قد تنظر إلينا بعين أكثر إنصافاً، وتفتح المجال أمامنا لحوار ثقافي وهوياتي قائم على الندية والقيمة الإنسانية لكل فرد منا على حدة.

 

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