Im Rahmen eines Trainings für Journalismus-interessierte arabisch-sprachige Frauen referierte der Journalist Christoph Dinkelaker zunächst zur Darstellung arabisch-sprachige Frauen in deutschen Medien.
Arabisch-sprachige, zum Teil geflüchtete Frauen seien in den großen deutschen Medien kaum repräsentiert. Die wenigen, etwas bekannteren arabisch-deutschen Persönlichkeiten wie die Politikerin Sawzan Chebli oder die Journalistin Nemi El-Hassan würden für ihre Positionen und Äußerungen übermäßig angefeindet und immer wieder Opfer von Drohungen und Hate-Speech. Häufig werde in diesem Zusammenhang die familiäre Herkunft mit Islam und Extremismus assoziiert.
Grundsätzlich stünden sich in der Medienberichterstattung über arabische, geflüchtete Frauen zwei Bilder gegenüber:
Auf der einen Seite würden arabische Frauen als unterdrückte, passiv-wehrlose Gruppe dargestellt. Auf der anderen Seite würden gerne aufgeklärte oder rebellische arabische Frauen in deutschen Medien porträtiert – häufig geframt als Ausnahme und in Abgrenzung zur Lebenssituation der meisten arabischen Frauen und der Rolle im Herkunftsland.
Geflüchtete Frauen würden häufig auf ihre Betroffenheit von Flucht und Krieg und das damit verbundene Leid reduziert. Geflüchtete Künstlerinnen und Musikerinnen erhielten dementsprechend häufig nur dann Aufmerksamkeit, wenn ihre Werke von ebendieser Flucht und traumatischen Erfahrungen handelten.
Lange sei das Kopftuch als angebliches Symbol der Unterdrückung sehr präsent in der deutschen Medienberichterstattung gewesen. Hier beobachtete der Referen mittlerweile eine etwas differenziertere Darstellungsweise.
Grundsätzlich spiegele die deutsche Medienberichterstattung eine weitverbreitete Islam-Skepsis innerhalb der Gesellschaft wider.
Anschließend entspann sich eine Diskussion über die Potenziale von migrantischen Medienplattformen. Der Referent schätze diese Plattformen sehr, sähe aber nur einen sehr begrenzten Einfluss auf weite Teile der weißen deutschen Öffentlichkeit, die adressiert werden müsse, „wenn unsere Gesellschaft weniger rassistisch werden soll“. Auch weil sie den politischen Diskurs dominiere.
Stimmen von arabischen Frauen müssten in Medien vertreten sein, die weite Teile der Öffentlichkeit informieren. Es sei unerlässlich, dass arabische und geflüchtete Frauen bei den großen Zeitungen, Fernsehsendern, etc. in exponierte Positionen kämen. Dabei sei die Sprache der Schlüssel, weil die deutsche Öffentlichkeit bis heute hauptsächlich deutschsprachige Medien konsumiere.
Eine wichtige Rolle spielten journalistische Projekte und Initiativen, die bereit sind, Texte von arabischen und geflüchteten Frauen, zu übersetzen, zu editieren und auf vielgelesenen Plattformen zu platzieren.